Spätestens mit Überschreitung der österreichisch-slowakischen Grenze wurde für uns aus dem, was als gefühlter Wochenendausflug begonnen hatte, eine richtige Reise. Zum einen, weil wir in Bratislava die Donau und somit die Eurovelo 6 verließen, also zum ersten mal auf neuem Terrain unterwegs waren und zum anderen, weil die Slowakei sich allein durch die unbekannte Sprache nicht mehr heimisch anfühlte. Während sich Bratislava nicht merklich von anderen mitteleuropäischen Großstädten unterschied, wurden in den ländlichen Regionen allerdings auch „kulturelle“ Unterschiede deutlich: Der Jogginganzug ist ein gesellschaftsfähiges Kleidungsstück für jede Gelegenheit, Camouflage-Muster sind voll im Trend und ein alter Skoda gilt als Statussymbol. Wären wir also in Camouflage-Jogginganzügen in einem Skoda vorgefahren, wären wir vermutlich herzlichst in Empfang genommen worden. Da wir aber in verdreckter Funktionskleidung auf bepackten Drahteseln daherkamen, waren die Blicke zumeist skeptisch. Trotz allem Unverständnis für das, was wir da taten, waren die Menschen aber größtenteils freundlich. So wurde z.B. für uns ein Schlafplatz auf der Wiese bei Bekannten organisiert, oder nachts ein (gratis) Abendessen in einem Hotel improvisiert, weil das Restaurant bei unserer Ankunft schon zu hatte.
Landschaftlich ist die Slowakei wirklich schön und abwechslungsreich. An einem Tag fährt man durch flaches Ackerland, und am nächsten ist man von schneebedeckten Bergen und Hügeln mit alten Burgen umgeben. So schön Berge und Hügel allerdings auch anzusehen sind, für untrainierte Fahrradfahrer wie uns werden sie schnell zu einer Herausforderung. So kämpften wir uns mit letzter Kraft über die Grenze nach Polen (die Grenze lag wirklich auf dem Gipfel eines Berges), wo wir uns nach noch mehr Bergen in ein Hotel einquartierten, um unsere Visa für China in Empfang zu nehmen.
Der Ort in dem wir uns befinden ist ca. 40 km von der ukrainischen Grenze entfernt und anscheinend in ein paar Wochen oder Monaten ein beliebter Touristenort – aktuell trifft allerdings der Begriff Geisterstadt eher zu. Die Hotels sind leer und werden offenbar fast alle umgebaut und von den Restaurants haben nur die wenigsten auf. Das ist uns aber egal, denn wir haben ohnehin alle Hände voll zu tun mit Wäsche waschen, Räder warten und Pierogi essen.
Nun sind wir gespannt auf das, was uns außerhalb der EU erwartet.