Hallo Ukraine!

Nachdem wir in Polen ein wenig entspannt und unsere China-Visa erhalten hatten, machten wir uns auf in Richtung Ukraine. Nach wenigen Kilometern und wiederum einigen Höhenmetern standen wir also an der polnisch-ukrainischen Grenze, die mit ihren hohen Zäunen und vielen Wachleuten nicht viel mit den bisherigen innereuropäischen „Grenzen“ gemein hatte. Trotz der einschüchternden Grundstimmung wurden wir von den Grenzbeamten mit einem Lachen empfangen – zwei deutsche auf Fahrrädern sieht man hier wohl nicht alle Tage. Nach einiger Wartezeit gab man uns unsere Pässe mit samt Einreisestempel und wünschte uns einen „nice trip in Ukraine“. Die Ukraine empfing uns mit ihrer geballten ländlichen Urtümlichkeit: Pferdewägen als gängige Alternative zum Auto und Menschen die per Hand ihr Feld pflügen. Obwohl Straßenbelag so gut wie nie vorhanden war, stand in jedem Dorf eine Kirche mit goldenem Dach – Prioritäten werden hier wohl anders gesetzt!

So machten wir uns auf dem, was man in der Ukraine unter „Straßen“ versteht (eine nicht enden wollende Aneinanderreihung von Schlaglöchern) auf in Richtung Lemberg. Dort kamen wir zwei Tage später am frühen Nachmittag an, sodass wir noch etwas Zeit hatten diese wunderschöne Stadt zu erkunden – zu Fuß, denn das Kopfsteinpflaster macht Fahrrad fahren vollkommen unmöglich. Am nächsten Morgen trennten sich dann unsere Wege: Anne nahm aufgrund zunehmender Knieprobleme einen Bus nach Kiew und ich radelte weiter (nachdem ich das Fahrrad schiebend aus der Kopfsteinpflaster-Hölle Lviv‘s befreit hatte).

Am ersten Tag auf meiner weiterfahrt nach Kiew versuchte ich mich an einem Vorschlag für die Eurovelo 4 zu orientieren. Dies ging zwar Anfangs gut, ehe ich mich versah befand ich mich aber auf einem unfahrbaren und nicht enden wollenden Feldweg und kämpfte mich durch dessen Matschpfützen.

Dass dieser Teil der „Eurovelo“ auch in der Beschreibung als „unfahrbar“ deklariert worden war, erfuhr ich erst später. Nachdem der unfahrbare Feldweg dann in einen unfahrbaren Schotterweg überging, entschloss ich mich, den kürzesten weg in Richtung vielbefahrene Europastraße E40 zu nehmen. Dort wurde ich zwar permanent von LKW überholt, kam aber auf dem Seitenstreifen mit gutem Straßenbelag zügig vorwärts. Ein weiterer Versuch am nächsten Tag, die kleineren Straßen abseits der E40 zu nehmen schlug fehl, sodass die E40 für die nächsten 3 Tage mein „Zuhause“ wurde. Als frisch gebackener Experte für ukrainische Tankstellengastronomie (WUG ist am besten) kam ich wenige Tage später in Kiew an. Den kleinen Hund, der mir zwischendurch ein treuer Begleiter war und eine Nacht vor meinem Zelt Wache gehalten hatte, konnte ich leider nicht mitnehmen – ich vermisse ihn jetzt schon.

6 Gedanken zu „Hallo Ukraine!

  1. Hallo ihr beiden,

    heieiei, bei dem Feldweg hätte ich wohl schon aufgegeben. Ich bleibe wohl lieber bei meinen Wanderstiefeln.

    Oliver: alles Gute zum Geburtstag 🙂

    Grüße

    Michael

    1. Das glaub ich! Wir habens uns jetzt in Saratov kurz vor der Grenze zu Kasachstan bequem gemacht. Skoda ist hier schon wieder out… Lada ist hier angesagt 🙂

  2. Hallo ihr beiden,
    wir haben den Hinweis auf euren Blog über eine Freundin, Kollegin von Annes Mutter, erhalten. Besonders spannend fanden wir eure ukrainischen Straßenerfahrungen, weil wir im letzten Sommer von Nürnberg nach Kiew geradelt sind. Bis auf kurze Abschnitte auf der E 40 waren wir auf Nebenstraßen und teilweise auch Schotter-/Sandpisten unterwegs, wo man das ukrainische Dorfleben hautnah miterlebt. Ein Video unseres Tourabschnitts durch die ukrainische Provinz findet ihr hier: https://vimeo.com/298441394 Viele Grüße Elke und Thomas

    1. Hallo Elke und Thomas,
      schönes Video, da werden Erinnerungen wach. Auch wenn man in der Ukraine manchmal wirklich stark durchgeschüttelt wird, ist es doch ein wirklich schönes Reiseziel für Fahrradfahrer. Irgendwann fahren ganz bestimmt wieder hin.
      Viele Grüße
      Olli

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