Trotz aller Zweifel stand unser Beschluss fest: wir wollten es versuchen. Hochmotiviert verließen wir also Kashar in Richtung Taklamakan Wüste. Der erste Checkpoint ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Dort mussten wir zwar erneut fast 2h auf unsere Pässe warten, wurden allerdings mit heißem (!) Wasser, Eistee und Brot verwöhnt. Insgesamt stellten sich viele der Polizisten an den unzähligen folgenden Checkpoints als sehr freundlich heraus – häufig gab es währen der vielen Stunden Wartezeit Wasser, Wassermelone oder andere Snacks. Eines Abends hat uns die Polizei sogar ein Hotel organisiert, wo es eigentlich kein für Touristen zugelassenes Hotel gab, uns zum Abendessen eingeladen und uns am nächsten morgen zum Abschied noch eine ganze Palette chinesisches Red Bull vorbei gebracht.
Das heißt natürlich trotzdem nicht, dass wir die Polizei in Xinjiang lieb gewonnen haben. Dafür ist sie uns einfach viel zu sehr auf die Nerven gegangen. Neben den unzähligen (völlig sinnlosen) Checkpoints wurden wir ständig kontrolliert uns eskortiert. Eines nachts verfolgte uns ein Polizist sogar mit seinem Privat-Auto, damit wir ja nicht irgendwo zelten. Letztendlich machten wir im aber klar, dass wir nach 130km und im Dunklen nicht weiterfahren wollen und er jetzt für die Lösung dieses „großen Problems“ zuständig sei. Er ließ also kurzerhand am nächsten Checkpoint einen Reisebus anhalten, der uns mit ins 60km entfernte Hotel nahm.
Völlig lächerlich machten sich die Gesetzeshüter der Stadt Qarqan, die uns mitten in der Nacht aus dem Hotelzimmer klingelten, um mich (Olli) in der Lobby zu verhören und die Bilder auf sämtlichen Kameras zu kontrollieren. Man hielt uns offenbar für Terroristen, oder -noch schlimmer- Journalisten! Als wir am nächsten Tag die Stadt Qarqan verließen, wurden wir natürlich noch „undercover“ beschattet. Besonders gut war die Tarnung des Beamten mit der riesigen Kamera allerdings nicht…
Witzig waren auch die Beamten, die sich uns für eine Kontrolle unserer Ausweise in Schildkrötenformation näherten, der Verkehrspolizist der uns mitten in der Wüste vor Wölfen warnte und vorschlug, unsere Fahrräder in den Kofferraum seines winzigen VW Jetta zu laden oder der Polizist, der offenbar die ganze Nacht am Straßenrand auf uns gewartet hatte. Er sollte uns 10km nach einem Checkpoint abfangen und eskortieren, allerdings haben wir bereits 5km nach dem Checkpoint unser Zelt aufgeschlagen. Wir kamen also ca. 10h später als erwartet zu dem nun sehr müde aussehenden Beamten.
Auch sonst hat uns die Wüste psychisch und physisch einiges abverlangt. Die Kombination aus extremer Hitze teils jenseits der 50°C, Gegenwind und Sand war eine harte Probe. Häufig saßen wir unter den Unterführungen, die hier der einzige Schattenspender waren, und wünschten uns an den Strand in Thailand. Dort wäre es zwar auch heiß und sandig, aber wir müssten immerhin nicht Fahrrad fahren. Zwischendurch dachten wir sogar darüber nach, den Strapazen der Taklamakan durch Nutzung eines anderen Verkehrsmittels ein Ende zu setzen. Schließlich war die Landschaft dank unzähliger Baustellen meistens nicht besonders Reizvoll, wir hätten also „nichts verpasst“. Wer uns kennt weiß allerdings, dass unser Ehrgeiz dies niemals zugelassen hätte. So quälten wir uns weiter, Tag für Tag.
Was uns immer wieder motivierte war auch hier die Freundlichkeit der Einheimischen. Bauarbeiter, die uns zum essen in ihr Wohnheim einluden, oder ein Paar, das uns aus dem Auto heraus seinen kompletten Proviant schenkte – die Menschen hier waren unglaublich großzügig. Zum Dankeschön standen wir natürlich jederzeit für Selfies zur Verfügung… sehr sehr viele Selfies!
Ebenfalls ein toller Motivator war das chinesische Essen. Mittlerweile dominierten Dumplings und Nudeln in allen Variationen unseren Speiseplan. Dadurch dass wir nur schlecht chinesisch sprechen, bekommen wir jedes mal etwas anderes.
Irgendwann erreichten wir auch die lang ersehnten Berge, die für uns das Ende der Wüste bedeuteten. Wir hatten es also geschafft: Wir hatten die Taklamakan Wüste komplett von West nach Ost durchquert. Mit den Bergen ließen wir außerdem die Hitze und Xinjiang mit seiner Polizei hinter uns. Als nächstes giing es also nach Qinghai, mit anderen und neuen Herausforderungen – dazu mehr im nächsten Eintrag 🙂
Hallo ihr beiden,
das chinesische Red Bull ist ekelhaft. Ihr habt nicht mal nen Kühlschrank dabei, kalt wärs zumindest trinkbar.
Grüße,
Michael